Trittbrettfahrerproblem und das Scheitern von Sozialismus und Laissez-Faire-Liberalismus

Das Trittbrettfahrerproblem besagt, dass einige Menschen nicht bereit sind, freiwillig für Kollektivgüter aufzukommen, wenn diese auch ohne Gegenleistung zur Verfügung gestellt werden. Das führt dazu, dass auch einige derjenigen, die unter Umständen bereit wären, für die Güter aufzukommen, nicht mehr für die Güter aufkommen wollen, weil sie sich ungerecht behandelt fühlen, was wiederum weitere dazu motiviert, nicht mehr für die Kollektivgüter aufzukommen. Zugleich treten Fälle von Verantwortungsdiffussion auf. Die Tatsache, dass sehr viele für die Bereitstellung der Kollektivgüter verantwortlich sind, lässt den eigenen Wert sowie die eigene Pflicht gering erscheinen und senkt die Motivation, etwas zum gemeinsamen Ganzen beizutragen. Dadurch werden Kollektivgüter in einem solchen System unzureichend zur Verfügung gestellt.

Dieses Problem ist einer der Hauptgründe für das Scheitern des Realsozialismus, aber selbst wenn die Menschen zur Arbeit gezwungen werden würden oder perfekte Altruisten wären, müsste noch das Problem gelöst werden, dass die Selbstregulationskräfte des Marktes über Preis- und Lohnbildung zur effizienten Planung fehlen, auf das Mises aufmerksam macht. In einem rein egalitären System würden nicht nur die Anreize fehlen, um effizient zu arbeiten, sondern auch die Informationen darüber, wo und wie man effizient ist.

Interpretiert man die Umwelt als kollektives Gut, so tritt das Trittbrettfahrerproblem auch in klassisch-wirtschaftsliberalen Staaten – die so wohl nur im Modellen existieren, aber deren Begriff gleichwohl wissenschaftlichen Wert für die Beschreibung realer Systeme hat – auf, wenn die Umwelt geschädigt wird, weil Verantwortung diffundiert und verantwortungsloses Handeln einen Schneeballeffekt in Gang bringt, ohne dass ein Ausgleich gefunden wird. Ähnlich wirkt sich die Verantwortungsdiffussion bezüglich sozialer Pflichten aus, wenn soziale Fürsorge nicht eingefordert wird. Vielleicht sind das Trittbrettfahrerproblem und Verantwortungsdiffussion mit die größten Probleme einer liberalen Globalgesellschaft, die man nur mit ausgleichenden Gesetzen und vor allem internationalen Verträgen wirklich lösen könnte, was meiner Ansicht jedoch nicht – wie manche Kommunitaristen meinen – gegen den Liberalismus als Ganzes spricht, sondern nur Gründe für wenige und ganz gezielte staatliche Interventionen ins Marktgeschehen sowie internationale Kooperation bestimmt.