Nozick, Selbsteigentum und Liberalismus

Nozick baut auf dem Selbsteigentum eine libertäre Theorie auf, die er als Gegenposition zu Rawls ins Felde führt. Autonome Individuen gehören sich dabei selbst und die komplette soziale Welt ist schließlich eine Verbindung aus den Freiheitssphären der einzelnen Individuen. Dabei bedeutet Selbsteigentum auch, dass man Eigentum an rechtmäßigem Besitz hat. Nozick entwirft nämlich eine Eigentumstheorie, die auf Locke fußt und davon ausgeht, dass Menschen sich freie Güter aneignen dürfen und dann frei mit eigenen Gütern handeln dürfen bzw. diese verschenken und vererben können. Dabei lässt er Raum für Korrekturen unrechtmäßig erworbenen Besitz (z.b. durch Raub, Sklaverei – da diese unrechtmäßig sind, haben die Opfer ein Recht auf Entschädigung). Nozicks Theorie hat nicht ohne Grund eine große Anziehungskraft, weil sie liberale Intuitionen zu den Rechten des Einzelnen stark macht.

Sie hat aber für mich mindestens eine Schwäche, weil es möglich ist, dass bei ihrer Anwendungen Inkonsistenzen mit meinem Gerechtigkeitsbegriff entstehen: Ich stelle mir vor, zwei Menschen leben auf einer Insel und Person a hat jede Menge Reichtum, den sie selbst gar nicht braucht und Person b ist bitterarm. Beide haben ihr Eigentum rechtmäßig erworben und Person b könnte von einer Spende von Person a profitieren. Nach Nozick wäre es moralisch absolut in Ordnung, wenn Person a sich nicht um Person b schert, nach meinem Gerechtigkeitsbegriff jedoch wäre das ungerecht. Ich gehe davon aus, dass Freiheit auch mit Pflichten korreliert. Ebenfalls halte ich die Eigentumstheorie nicht für zwingend. Aus dem Selbsteigentum könnte sich vielleicht auch ein Recht auf positive Freiheit ergeben. [Für Kenner des Wilt-Chamberlain-Arguments: Ob V2 gerecht ist, hängt nach meinem Gerechtigkeitsbegriff vom Kontext ab, dementsprechend würde ich nicht sagen, dass der Übergang von V1 und zu V2 notwendig gerecht ist.]

Bei der Begründung meiner liberalen Position in wirtschaftlichen Fragen baue ich dementsprechend auch ähnlich wie Mises und Mill eher auf wirtschaftswissenschaftliche Überlegungen, die den Nutzen für den Allgemeinheit betonen.